Geschichte
Ab 1905
Den vier ledigen Geschwistern Hauber aus Kalzhofen war es ein Anliegen, eltern- und heimatlosen Kindern ein neues Zuhause zu schaffen. Sie boten ihr Hab und Gut sechs verschiedenen Klöstern mit der Bitte an, den Besitz in eine Waisenanstalt umzuwandeln. Alle lehnten ab. Erst als sie 1905 ihren Wunsch dem Mutterhaus der Dillinger Franziskanerinnen vortrugen, „sagte Frau Meisterin M. Inocentia Mußack in ihrem Weitblick und großem Gottvertrauen, wir nehmen es an und da lässt sich etwas machen.“
Das war die Geburtsstunde für das Kinderheim Kalzhofen. Es wurde eine „Wohltätigkeitsanstalt“ eröffnet und auch die bestehende Landwirtschaft wurde weiterhin fortgeführt.
Der Lauf der Zeit
Im Lauf seiner Geschichte änderte sich nicht nur der Name, sondern das Heim hat sich auf Grund verschiedener Zeitströmungen auch wechselnde Aufgaben gestellt. Zum Beispiel wurden besonders in den Jahren des Krieges und der Nachkriegszeit während der Schulferien Kinder zur Erholung aufgenommen. Das bedeutete häufig bis zu 70, zum Teil sogar bis zu 90 zusätzliche Kinder. Auch zahlreiche Flüchtlinge fanden in der Einrichtung Zuflucht. Ebenso wurden vorbeiziehende Soldaten und Gefangene so gut es ging versorgt.
Seit 1947
Weil die Kinderzahl im Jahre 1947 stark gestiegen war, wurden die Kleinkinder in einem weiteren Haus in Kalzhofen, dem „Vetterhaus“ St. Anna untergebracht. Auch dieses Haus wurde Anfang des Jahrhunderts von Vetter Arzet an das Kloster vermacht, um damit die Waisenanstalt zu unterstützen.
Von 1948 bis 1972
Um die Schule in Oberstaufen zu entlasten, war von 1948 bis 1972 eine eigene „Schule für schwache und schwer erziehbare Kinder“ in den Räumen des Heimes untergebracht. Knapp 100 Kinder wurden in zwei Abteilungen unterrichtet. Kurz nachdem die Heimschule wieder aufgelöst wurde, kam es auch zur Rückführung der kleinen Kinder aus dem „Vetterhaus“.
Um 1989/1990
Ende der 80er Jahre wandelte sich die Einrichtung dann zu einem heilpädagogisch orientierten Heim und es wurde eine Hortgruppe eröffnet.
Seit 1995
Da die Geschwister Hauber große Verehrer der Muttergottes von Lourdes waren, erhielt das Heim den Namen „St. Immaculata“, was „die Unbefleckte“ bedeutet und einer der Hoheitstitel Marias ist. Seit 1995 trägt das Heim den Namen „St. Maria“.
1995 wurde dann schließlich die Landwirtschaft aufgegeben und der vorhandene Stall mit Wiesen verpachtet.
1999/2000
Auf Grund von Unterbelegung musste der Hort Ende des Schuljahres 1999/2000 leider wieder geschlossen werden.
Um die Jahrtausendwende wurden Räume des Heimes dann zeitweise zur Durchführung von Seminaren und als Ferienwohnungen vermietet. Außerdem ist das frühere Stallgebäude seitdem an eine Schreinerei und ein Teil des Hauptgebäudes an den Monte-Verein vermietet. Dieser hat dort die Klassenräume der Montessori Schule Allgäu (www.montessori-allgaeu.de) eingerichtet.
Zusammenfassung
Zusammenfassend berichtet die Chronik von vielen Nöten, Einschränkungen und großen finanziellen Leistungen, die für den Erhalt des Hauses geleistet werden mussten, aber auch von Freuden, die erlebt werden durften. Es wurde angebaut, renoviert, modernisiert und weitere Anwesen hinzugekauft, andererseits wurden aber auch Räume und Gebäude verpachtet und Land verkauft. Die Kinderzahl schwankte von lediglich einer Gruppe mit sechs Kindern, als das Haus kurz vor der Schließung stand, auf maximal fünf Gruppen. Die Betreuung der Kinder und Jugendlichen erfolgte zu Anfang ausschließlich durch klösterliches Personal, welches nach und nach immer stärker durch weltliche Kollegen unterstützt wurde.
Zeitlos
Manches jedoch hat sich in all den Jahren nicht geändert: Kindern in schwierigen Lebenssituationen einen Ort zu schaffen, an dem sie gut versorgt sind, ist auch heute noch aktuell. Damals waren es überwiegend Waisenkinder, die einen neuen Platz zum Leben brauchten. Heute sind es vor allem Kinder und Jugendliche, die in Krisenzeiten nicht mehr zu Hause leben können.